The Miles Davis Quintet (Sixties)

Legendäre Miles-Bands zu Hauf

Miles Davis hatte einige legendäre Bands: Das Capitol Orchestra, das 1. Quintett mit John Coltrane, Red Garland, Paul Chambers und Philly Joe Jones, die Band mit Cannonball Adderley und Bill Evans und die späteren Fusion-Formationen. Das Quintett der 60er Jahre mit Wayne Shorter am Tenorsaxophon und der Rhythmusgruppe mit dem Pianisten Herbie Hancock, dem Bassisten Ron Carter und dem blutjungen Schlagzeuger Tony Williams bestand von allen seinen Bands am längsten (bis 1968) und revolutionierte nebenbei den zeitgenössischen Combo-Jazz.

Miles hatte, nachdem John Coltrane ihn verlassen hatte, einige Probleme, eine neue, seinem Niveau und Ansprüchen genügende Band aufzustellen. Er probierte mit geringem Erfolg zahlreiche – sehr namhafte – Tenoristen aus. Als seine Rhythmusgruppe sich als „Wynton Kelly Trio“ selbständig machte, musste er handeln und verpflichtete 1963 mit Hancock, Carter und Williams drei junge Musiker, die als Talente stark auf sich aufmerksam gemacht hatten und fortan zur Elite des modernen Jazz gehören sollten. 1964 komplettierte Miles die Band mit Wayne Shorter, der vorher als musikalischer Leiter von Art Blakey’s Jazz Messengers hervorgetreten war. Shorter spielte mit ausgereifter, eigenständiger Stilistik. Seine reizvollen Kompositionen bereicherten Miles’ Bandbook. Einige wurden zu oft gespielten Jazz-Standards.

Kein Bop, kein Free Jazz: Free Bop!

Die Band spielte zwar in festen Taktgefügen, ließ den Solisten jedoch die Freiheit, ohne festgelegte Harmonien zu improvisieren. Das geschah oft in unglaublich schnellen Tempi, mit rasanten Tempowechseln fast bis zur Auflösung aller Strukturen – ohne völlig freier Jazz zu werden, eher so etwas wie „Free Bop“. Miles war mit dieser Band wieder eine Speerspitze des Jazz. Das zweite Quintett bereitete ihm den Weg zum Jazz-Rock seiner Bitches-Brew-Phase.

Die beste Rhythmusgruppe des modernen Jazz?

Die Rhythmusgruppe um Hancock, Carter und Williams gilt in der Jazzwelt als die wahrscheinlich beste überhaupt. Ron Carter ist bis heute der meist aufgenommene Bassist des Jazz, während Herbie Hancock sowohl im akustischen als auch im elektrischen Jazz eine seiner Leitfiguren wurde und noch ist. Wayne Shorter gründete mit Joe Zawinul die Supergroup „Weather Report“.

Neben Elvin Jones wurde Tony Williams der bestimmende Schlagzeuger der 60er Jahre. Er starb 1997 viel zu früh mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Er ist bis heute für unzählige Schlagzeuger ein Vorbild. Sein Spiel mit Miles und anderen Giganten klingt nach wie vor frisch und abenteuerlustig.

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