November 2024

Jaco Pastorius

Schon in „Donna Lee“, dem Eröffnungsstück seiner ersten Platte unter buchstäblich eigenem Namen zeigte Jaco Pastorius was sein Spiel am E-Bass ausmachte: lyrische Phrasierung, präzise Rhythmik, Obertöne, Akkorde und vor allem die – wie Joachim-Ernst Berendt sagte – „Humanisierung“ des E-Bass-Sounds. Jaco baute Funk-Elemente ein, die er als Mitglied von Soul- und Rhythm-and-Blues-Bands kennen gelernt hatte, und holte den Bass aus dem Hintergrund in eine prominente, ebenbürtige Rolle in der Band.

Mit Pat Metheny zu internationalem Ansehen

Jaco – geboren 1951 als John Francis Anthony Pastorius III. – trat schon mit Sechs als Sänger in der Band seines Vaters auf, der Schlagzeug spielte und sang. Zuerst lernte auch er Schlagzeug, wechselte aber 1964 zum Bass. In der Folge sammelte er Erfahrungen in zahlreichen Bands in Florida. Dort, in Fort Lauderdale, lernte er den Pianisten Paul Bley und den blutjungen Gitarristen Pat Metheny kennen. Mit diesen beiden und dem Schlagzeuger Bruce Ditmas entstand 1974 ein erstes Album. 1975 war er der Bassist auf Pat Methenys „Bright Size Life“, dem Durchbruch dieses späteren Star-Gitarristen. Die Jazzwelt wurde nun auch auf Jaco aufmerksam, dessen Spiel für die weitere Entwicklung des E-Basses in Jazz und Rock richtungsweisend wurde. Der erwähnte Berendt holte Jaco nach Deutschland und führte ihn für einen Auftritt bei den Berliner Jazztagen im November 1976 mit Albert Mangelsdorff und Alphonse Mouzon zusammen. Das umjubelte Konzert wurde als „Trilogue – Live!“ bei MPS als Platte veröffentlicht. Im Jahr darauf bekam Jaco Gelegenheit, sein oben genanntes Debüt zu präsentieren. Bis heute ist „Jaco Pastorius“ ein Meisterwerk.

Der „beste Bassist der Welt“

Jacos Selbstbewusstsein war immens. Er pflegte sich mit seinem kompletten Namen vorzustellen, nicht ohne zu verschweigen, dass es sich bei ihm „um den besten elektrischen Bassisten der Welt“ handele. So machte er sich auch bei Joe Zawinul, einem der beiden Leiter der Top-Fusion-Band „Weather Report“ bekannt. Trotz Zawinuls anfänglicher Skepsis kam es zu einer Zusammenarbeit, die von 1976 bis 1981 dauerte und die goldenen Jahre von „Weather Report“ bedeuteten. Jaco drückte der Band seinen Stempel auf, brachte Kompositionen ein und beteiligte sich an der Produktion der Alben.

Schreckliches Ende

Anschließend gründete er seine eigene Big Band „Word of Mouth“, mit der er unter anderem Japan bereiste. Dort zeigten sich erste Absonderlichkeiten in seinem Verhalten. So färbte er sich das Gesicht schwarz, bandagierte sich mit Kreppband, warf seinen Bass ins Meer und stürzte schließlich von einem Balkon. Neben einem Armbruch diagnostizierte man eine bipolare Störung bei diesem überragenden Musiker. Exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum taten ein Übriges. Ein regelmäßiges Arbeiten war Jaco nicht mehr möglich, 1985 wurde er gar obdachlos. Nachdem Jaco am 12. September 1987 in den frühen Morgenstunden vor einem Club randalierte, weil man ihm den Eintritt verwehrt hatte, schlug der Clubmanager ihn derartig zusammen, dass er nach neun Tagen im Koma starb. Er war 35 Jahre alt.

Der Jazz hat (zu) viele tragische Schicksale zu bieten. Das Drama des großen Jaco Pastorius gehört zu den deprimierendsten.

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