August 2024

Dave Holland

1946 im englischen Wolverhampton geboren, spielte Dave Holland schon als junger Mann mit den besten der britischen Jazzmusiker zusammen. Sein voller Ton, seine instrumentale wie musikalische Meisterschaft zeichneten ihn aus. Im Sommer 1968 machte er seinen entscheidenden Schritt: Miles Davis hörte ihn in London und verpflichtete ihn für sein neues Quintett, in dem Dave bis Ende 1970 spielte. Er nahm an den wichtigen Aufnahmen teil, mit denen Miles seinen Weg in den Jazz-Rock einleitete. Anschließend gründete Holland mit Chick Corea die Band „Cirkle“, zu der außerdem Anthony Braxton und der Schlagzeuger Barry Altschul gehörten. Mit Altschul, dem Multiinstrumentalisten Sam Rivers und anderen Topmusikern nahm Holland 1972 seine erste Platte unter eigenem Namen bei ECM auf: „Conference of the Birds“ – ein bis heute frisch gebliebener Klassiker.

Nach Miles: Mit Sam Rivers

In den 70ern spielte Dave Holland vorwiegend im überaus erfolgreichen Trio von Sam Rivers. Das damalige Publikum war bereit für Konzerte, die oft nur aus zwei, dafür jedoch sehr langen Stücken bestanden, bei denen Rivers nacheinander seine Kunst an den Saxophonen, der Flöte und am Piano demonstrierte. Bassist und Schlagzeuger (meist Barry Altschul) sorgten gleichberechtigt für das Fundament im Spannungsfeld zwischen swingendem Groove und totaler Freiheit.

Erfolgreicher Bandleader

Seine eigenen Bands leitete Holland seit den 80er Jahren. Ein Vertrag mit ECM ermöglichte es ihm, seine verschiedenen Quintette oder Big Band-Projekte adäquat zu präsentieren. Ähnlich seinem Vorbild Charles Mingus – wenn auch stilistisch völlig anders – profilierte er sich als Leiter von Bands aus Virtuosen, die ein eigenes unverwechselbares Klangbild entwickelten.

Nebenbei erschien er immer wieder als Sideman oder als Mitglied von All-Star-Gruppen wie der „Miles Davis Tribute Band“ oder dem „All Star Trio“ mit Geri Allen und Jack DeJohnette, das gemeinsam mit der großen Bop-Sängerin Betty Carter die Welt bereiste. Mit dieser Formation, aber auch mit dem Sam Rivers Trio und seinem eigenen Quintett und zuletzt einem Trio mit dem Gitarristen Kevin Eubanks spielte dieser überaus höfliche, unprätentiöse und sympathische Mann auch in Braunschweig.

Als Gast in Braunschweig

Damit verbinde ich eine besondere Erinnerung: Wir veranstalteten in den 90ern ein Konzert mit dem „Dave Holland Quintet“ im Städtischen Museum Braunschweig. Während des Soundchecks der Band, die eine der anerkanntesten im Jazz überhaupt war, führte eine damalige Führungskraft des Museums eine Besuchergruppe durch die Räume. Weil er sich gestört fühlte, blaffte der Mann die Musiker cholerisch an. Sie sollten gefälligst aufhören zu lärmen. Holland war wegen dieses respektlosen Auftretens völlig konsterniert, verbat sich das und stellte den Auftritt der Band in Frage. Es kostete mich einige Mühe, die Wogen zu glätten. Nach dem begeisternden Konzert bat ich Dave um ein Autogramm neben seinem Porträtfoto. Er schrieb: „For Thomas. THANKS FOR THE GOOD MEMORIES.“
Er hatte den peinlichen Vorfall offenbar vergessen.

Foto: T. Geese (aus dem wunderbaren, kleinen Fotoband „Jazz Portraits“ von Jan Putfarcken, Nieswand Verlag 1994)

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