Peter Kowald
Sein plötzlicher Herztod in New York im Jahr 2002 hinterließ eine gewaltige Lücke in der internationalen Jazz-Avantgarde und eine Unzahl von Kolleginnen und Kollegen, die ihn betrauerten.
Zentrum der westdeutschen Freejazz-Szene
Peter Kowald, 1944 in Masserberg, Thüringen, geboren, begann mit der Tuba, um mit 16 Jahren zum Kontrabass zu wechseln. Er wurde mit dem Saxophonisten Peter Brötzmann zur vitalen Brutstätte des radikalen westdeutschen Free Jazz, der sich von Wuppertal aus breit machte. Mit Brötzmann nahm Kowald das legendäre Trio-Album „For Adolphe Sax“, das bahnbrechende Ensemblewerk „Machine Gun“ und viele andere Platten auf. Meist erschienen sie bei „FMP“ (Free Music Productions), einer Plattenfirma, die Kowald mitbegründete und deren Protagonisten auch das jährliche Total-Music-Meeting als Gegenmodell der Berliner Jazztage organisierten. Kowald war ebenfalls Mitbegründer des „Globe Unity Orchestras“, das unter seiner und der musikalischen Leitung des Pianisten Alexander von Schlippenbach als Free-Big-Band die Top-Avantgardisten Europas vereinte.
Wichtiger Bassist der internationalen Avantgarde
Im Laufe seiner Karriere spielte Peter Kowald scheinbar mit allen bedeutenden Musikerinnen und Musikern der Avantgarde aus aller Welt zusammen. Sein voluminöser Ton und seine immense Schaffenskraft machten ihn zu einem gesuchten musikalischen Partner. Immer mehr öffnete sich dieser Meister des Bogenspiels anderen Kunstformen, in seinen letzten zwei Lebensjahrzehnten vor allem dem Tanz. So komponierte er für die Kompanie von Pina Bausch und trat zuletzt 2001 beim Jazzfest Berlin mit der finnischen Tänzerin Virpi Pahkinen im Duo auf.
Unerschöpfliche Kreativität
1994 organisierte er das Projekt „365 Tage am Ort“, bei dem er 55 Solo-Konzerte ausschließlich in Wuppertal spielte und zahlreichen Musikern, Malern und Tänzerinnen begegnete. 1996 erhielt Kowald den renommierten „Albert-Mangelsdorff-Preis“. Von den Platten seiner letzten Lebensjahre ist besonders „Was da ist“ von 1995 (erschienen bei FMP) hervorzuheben – ein Soloalbum, das seine ganze Kunst zeigt und international Beachtung fand.