Renaud Garcia-Fons
So etwas hatte man noch nicht gehört: Ein Bassist, der sein fünf-saitiges Instrument konsequent als Solostimme einbringt, vorwiegend mit gestrichenem Bogen, seltener pizzicato und dabei Einflüsse aus Jazz, Flamenco, französischer Musette, arabischer und indischer Musik verarbeitend. Renaud Garcia-Fons bringt seinen Bass zum Singen.
Spanische Wurzeln – unüberhörbar
Der Franzose Renaud Garcia-Fons, 1962 in eine Familie mit spanischen Wurzeln geboren, lernte als Kind Klavier und Konzertgitarre, um mit 16 zum Kontrabass zu kommen. Sein Lehrer Franςois Rabbath führte ihn zu seiner meisterhaften Bogentechnik und weckte sein Interesse für mediterrane Musik. Während seines Studiums spielte er mit Jazzmusikern in Frankreich wie Roger Guerin, Sam Woodyard und Kenny Clarke. Von 1985 bis 1993 war er eines von sieben Mitgliedern des „Orchestre de Contrebasses“, ebenso spielte er im „Orchestre National de Jazz“. Dort lernte er Kollegen kennen, mit denen er zukünftig immer wieder zusammenarbeiten sollte: den Akkordeonisten Jean-Louis Matinier, den Saxophonisten Michael Riessler und den Tubisten Michel Godard.
Platten beim deutschen Label „enja“
Mit Matinier nahm Garcia-Fons die Platte „Alboreá“ (1995 bei enja) auf, die ihn schlagartig bekannt machte. Auf diesem erstaunlichen Werk ist bereits vieles zu hören, was seine Musik ausmacht: Folkloristische Passagen aus verschiedenen musikalischen Welten verschmelzen mit swingenden Rhythmen, der Bass singt betörend und beweglich wie ein Cello, vertrackte Rhythmen gliedern das Geschehen, melancholische wie fröhliche Stimmungen wechseln miteinander ab. Der Zuhörer staunt: So etwas gibt es?
Weitere Alben – alle beim deutschen Label enja – folgten: „Fuero“, „Suite Andalouse“, „La linea del sur“ oder „Mediterranées“.
Garcia-Fons wird stilistisch oft in die große Schublade „World Music“ gestopft. Abseits aller zweifelhaften Zuordnungen hat dieser Meister es geschafft, eine eigene Musik zu kreieren, die eine breite Anhängerschaft gefunden hat. Wer Gelegenheit hat, ein Konzert mit ihm zu besuchen, der gehe unbedingt hin. Ein betörendes Musikerlebnis wartet.