Zbigniew Seifert

Coltrane der Jazzgeige

Nur 32 Jahre alt wurde Zbigniew Seifert, der nur Zbiggy genannt wurde. Er verlor 1979 seinen heroischen Kampf gegen den Krebs. Die Jazzwelt verlor den damals modernsten Geiger der Szene. Zbiggy hatte den Aufsehen erregenden Stil des Franzosen Jean-Luc Ponty noch weiter in die Klangwelt des seinerzeit übermächtigen Saxofonisten John Coltranes geführt. Seifert hatte als Altsaxofonist begonnen und mehrere Jahre in der in Polen führenden Band seines Landsmanns Tomasz Stanko gespielt. Er war bereits ein erfahrener Profi, als er zur Violine wechselte.
1973 zog er nach Deutschland und machte sich schnell einen Namen als „einer der eindrucksvollsten und kreativsten europäischen Jazzmusiker seiner Zeit“ (Reclams Jazzlexikon). Er spielte hier mit allen Größen des Jazz, so mit Volker Kriegel, Hans Koller, Albert Mangelsdorff oder Joachim Kühn, nahm mit ihnen Platten auf oder trat mit den Jazz-Ensembles der westdeutschen Rundfunkanstalten auf. Nach seinem Tod stellte der „Jazzpapst“ Joachim-Ernst Berendt unter dem Titel „We’ll Remember Zbiggy“ eine Platte zusammen, die derartige Treffen dokumentierte.
Zu seinen Lebzeiten erschienen auch Platten unter seinem Namen. 1978 kam es in Frankreich zu einem Zusammentreffen mit der extrem erfolgreichen Band „Oregon“. Resultat war die Platte „Violin“, von der es heißt, sie sei eine der besten der vielen Oregon-Veröffentlichungen. Einige von Seiferts Aufnahmen sind – glücklicherweise – heute noch zu bekommen.

„Man of the Light“

Die Plattenfirma „MPS“ – in den Sechziger und Siebziger Jahren führend im deutschen Jazz – brachte 1976 sein Album „Man of the Light“ heraus. MPS hatte als ein Schwerpunkt der Arbeit Aufnahmen von Jazz-Geigern produziert und gefördert. Zu den neuen Musikern dieses im Jazz nicht so häufigen Instruments gehörten damals Don „Sugarcane“ Harris, der genannte Ponty, Didier Lockwood (der sich auf Zbiggy berief) oder Michal Urbaniak, der auch aus Polen stammte und später in den USA Karriere machte.

Wie Urbaniak machte Zbiggy zuletzt Versuche, die in Richtung Fusion-Jazz gingen. Seine überragende Stärke war allerdings sein mit dem Stil Coltranes verbundenes Spiel. Seine erklärte Absicht war ja, so Geige zu spielen wie John Coltrane sein Tenorsaxophon. Das gelang ihm meisterlich mit ähnlicher Tiefe und vergleichbarem Feuer. Eine Tragödie, dass er nur so kurz unter uns war.

Für die Fans aus Braunschweig und Umgebung: Zbigniew Seifert trat 1977 in der Reihe „Jazz bei Anton Ulrich“ im gleichnamigen Museum als Gastsolist mit dem Otto Wolters Trio auf.

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