Miles – wer sonst?
Der Trompeter Erik Truffaz bekannte sich von Beginn seiner Karriere an zu seinem größten Einfluss: Miles Davis. Ähnlich wie sein Kollege Nils-Petter Molvaer aus Norwegen hat er den Miles-Sound in einen Kontext mit Jazz, World Music und Drum ‚n‘ Bass gebracht und mit elektronischen Klängen verbunden. In den 90er Jahren war das neu, frisch und richtungweisend. Vermutlich – einiges spricht dafür – wäre Miles ähnliche Wege gegangen, wenn er noch die Möglichkeit gehabt hätte.
Erik wurde 1960 als Sohn eines schweizer Profi-Saxofonisten geboren, in dessen Tanzband er schon als 10-jähriger spielte. Seine Jazzbegeisterung erwachte früh, und Truffaz studierte leidenschaftlich die Musik von Miles und Chet Baker. 1991 – nach einem Musikstudium – stellte er sein erstes Quintett zusammen, das er wenige Jahre später zu dem seither bestehenden Quartett umbildete. Parallel dazu bildete er ein weiteres Quartett mit einer abweichenden Ausrichtung. Anders als sonst meist im Jazz üblich, setzt Truffaz nicht auf ständig neue Projekte, sondern arbeitet mit festen Teams Gleichgesinnter, die sich symbiotisch immer enger verbinden. Dieses Konzept ähnelt dem des Posaunisten Nils Wogram, der ebenfalls langjährige Ensembles ständig wechselnden Formationen vorzieht.
Einer der ersten Europäer bei Blue Note
Er war einer der ersten Europäer, die beim wiederauferstandenen Qualitätslabel Blue Note aus den USA einen Vertrag erhielt. Das sagt viel über die hohe Qualität seiner Kunst aus. Truffaz betrachtet seine Musik lieber als Popmusik denn als Jazz. Natürlich spiele Improvisation eine Rolle, jedoch lägen seine Ziele, so Truffaz, in einer anderen Richtung. Rock, Hip-Hop, Trance, Jungle, Techno, Weltmusik, Jazzelemente und vieles mehr verschmelzen zum besonderen Truffaz-Sound, den die Musiker mit vorwiegend akustischen Mitteln erzeugen.
Seit vielen Jahren agiert Erik Truffaz von Frankreich aus. Über 20 Alben gibt es von ihm, auf denen er immer wieder Neues ausprobierte. Mal sehen, was noch kommt.