Der Jazz ist in der Lage, die unterschiedlichsten Musikerinnen und Musiker aus allen Erdteilen zusammenzuführen. Wenn eine Musik im eigentlichen Sinn als „Weltmusik“ bezeichnet werden könnte, wäre es doch der Jazz, oder? Es ist kein Problem, wenn ein polnischer Jazzmusiker nach Singapur kommt, um dort in einem Jazzclub bei einer Session einzusteigen. Oder eine Australierin in einem Club in der Mongolei. Oder sonstwo auf der Erde.
Verschiedene Kulturen, gemeinsame Musik
Blicken wir auf Aki Takase und Maria Joao, sehen wir zwei Musikerinnen, die aus völlig verschiedenen Kulturen stammen. Aki, 1948 in Osaka geboren, hatte in ihrer japanischen Heimat erst klassischen Klavierunterricht und wandte sich schnell dem modernen Jazz zu. Aber sie schöpft auch in der japanischen Musiktradition und setzt die traditionelle japanische Koto ein, ein 13-saitiges zither-ähnliches Instrument. Bud Powell, Bill Evans und Herbie Hancock inspirierten sie ebenso wie neuere Klassiker wie Bartok, Ravel oder Debussy. Ende der Siebziger Jahre ging sie in die USA. Dort nahm sie mit Stars wie Sheila Jordon, John Scofield oder Dave Liebman auf.
Ihr Lebensweg führte sie 1987 nach Deutschland, wo sie seither in Berlin mit ihrem Mann, dem bedeutenden Pianisten Alexander von Schlippenbach, lebt und arbeitet. Ihr Spiel öffnete sich immer mehr den freieren Formen des Jazz, ohne dass sie ihre feste Verwurzelung in der Jazztradition aufgab. Sie spielt mit allen führenden Protagonisten des modernen, neuen Jazz wie Nils Wogram, Rudi Mahall oder David Murray und bezieht sich auf die Musik von Ornette Coleman, Eric Dolphy und Thelonious Monk.
Und sie bildete – besonders in den Jahren zwischen 1987 und 1994 ein aufregendes Duo mit der Sängerin Maria Joao: mal explosiv, mal lyrisch im Ausdruck.
Erst kam der Fado
Maria, 1956 in Lissabon geboren, blickt auf zahlreiche Einflüsse zurück. Zu ihren musikalischen Genen gehört der Fado, der „portugiesische Blues“, diese tieftraurig, dramatisch anmutende Volksmusik. Die Melodikerin hat augenscheinlich viele Musikformen der Welt außerhalb des Jazz studiert und bringt sie auf abenteuerliche mit der improvisierten Musik zusammen. Mit Aki Takase bringt sie freie Improvisation, swingende Unisono-Passagen, humorvolle und zärtliche Elemente zusammen. Oftmals hatten die Beiden Unterstützung des Wunder-Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen, was zu einem virtuosen, swingendem Feuerwerk führte. Ihre Stimme setzt sie gesanglich, aber auch sprechend oder keuchend ein.
Wie vielseitig Maria Joao ist, zeigt sie seit einigen Jahren umso mehr. Sie tritt erfolgreich mit der portugiesischen Band „Budda Power Blues“ auf und singt überzeugend den Blues. Den kann kein Mensch ohne intensives Gefühl für die menschlichen Höhen und Tiefen singen. Ob da die Wurzeln des Fado geholfen haben?