The Ornette Coleman Quartet

Ornette Coleman – der erste Neuerer nach Bird?

Das originale Ornette Coleman Quartett machte 1959 und 1960 Furore. Kritiker und Jazzmusiker äußerten sich kontrovers über Musik und Konzept des Texaners Coleman. Das reichte von völliger Verdammnis bis zur enthusiastischen Anerkennung Colemans als der „erste Neuerer seit Charlie Parker“, wie John Lewis vom Modern Jazz Quartet sagte.

Ornette stammte aus Fort Worth und hatte in verschiedenen Rhythm & Blues-Bands Erfahrungen gesammelt, bis er sich Mitte der 50er Jahre in Kalifornien niederließ. Dort bildete er um sich einen Kreis von Musikern, zu denen der Trompeter Don Cherry, der Bassist Charlie Haden sowie die Schlagzeuger Billy Higgins und Ed Blackwell gehörten. Letztere spielten nacheinander auf seinen berühmten Platten, die er beim Label Atlantic machte. Sie trugen so selbstbewusste wie etwas großspurige Titel wie „The Shape of Jazz to Come“ oder „Change of the Century“.

Harmolodics – ein neues Konzept

Coleman war nicht nur ein origineller Improvisator auf seinem Altsaxophon aus Plastik. Er bewies sich vielmehr als Komponist kleiner und großer Werke – und als Konzeptionist. Sein theoretisches Konstrukt, das er leider nie ausformulierte, nannte er „Harmolodics“. Das, was er darüber in kürzeren Schriften und in Interviews ausführte, blieb vielen rätselhaft. Joachim-Ernst Berendt in seinem „Jazzbuch“: „Ornette selbst nennt dies sein harmolodisches System, bei dem – wie der Name andeutet – jede Harmonie allein durch die melodische Linie bestimmt wird.“ Diese mangelnde Vorhersehbarkeit erforderte in der Band ohne Harmonieinstrument einen Bassisten von größtmöglicher Flexibilität. Charlie Haden besaß dieses Können.

Blues ist immer dabei

In der Musik des Coleman Quartetts ist immer der Blues spürbar. Über einem heftig swingenden Beat der Rhythmusgruppe spielen die Bläser oft unisono in halsbrecherischen Tempi, wechseln, steigern oder verlangsamen abrupt und spielen dabei bei größtmöglicher harmonischer Freiheit hinreißende melodische Linien. Langsame Stücke bekommen vielfach einen ausgeprägt lyrischen Charakter.

Die Geschichte des originalen Quartetts ist kurz. Es bestand von von etwa 1958 bis 1961, als Don Cherry die Band verließ. Ornette zog sich 1962 zurück, um sich das Trompete- und Geigenspiel beizubringen und zu komponieren. Sein Einfluss auf die Avantgarde des Jazz blieb immens.

Mit der 1960 entstandenen Platte „Free Jazz – A Collective Improvisation by the Ornette Coleman Doublequartet“, für die er neben seinen oben genannten Musikern den Trompeter Freddie Hubbard, Eric Dolphy an der Bassklarinette und den Bassisten Scott LaFaro einsetzte, gab er einem gesamten Stil des Jazz einen Namen.

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