Das Dave Brubeck Quartett war eine der langlebigsten und auch erfolgreichsten Bands der Jazzgeschichte. Der Pianist Brubeck hatte bei Darius Milhaud und kurz bei Arnold Schönberg studiert. Sein erstes Interesse jedoch galt dem Jazz, wobei Einflüsse der Neuen Musik durchaus in seinen Stil und seine Kompositionen einflossen. Schon früh hatten sich seine Wege und die des Altsaxophonisten Paul Desmond gekreuzt. Ende der 40er Jahre war es zwischen den beiden zu einem Zerwürfnis gekommen, worauf Brubeck schwor, nie mehr mit Desmond zusammen spielen zu wollen. Seine Frau wies er an, Desmond auf keinen Fall zu ihm zu lassen. Doch Desmond, der über einen außerordentlichen Charme verfügte, redete solange auf Iola Brubeck ein, bis sie ihn ins Haus ließ. Brubeck, der gerade Windeln seiner zahlreichen Kinder aufhängte, ließ sich erweichen, als Desmond ihm versprach, alles zu tun, sogar sein Auto zu waschen und zu Babysitten, wenn er ihn doch nur wieder mitspielen ließe.
Mit Joe Morello kam der internationale Durchbruch
Brubeck stellte ein Quartett auf, in dem die Bassisten und Schlagzeuger bis 1956 wechselten. Mit Riesenerfolg spielte die Band in Colleges und erreichte damit ein junges Publikum. Von Beginn an spielte der starke Kontrast zwischen dem sanften, lyrischen, jedoch stark swingenden Spiel von Desmond und der harten, manchmal bombastisch kulminierenden Pianistik Brubeck eine gewichtige Rolle. Der internationale Erfolg kam, als Brubeck den Schlagzeuger Joe Morello verpflichtete, einen Mann, der scheinbar keine technischen Grenzen kannte und der Band ein neues rhythmisches Fundament gab. Desmond passte es gar nicht, einen überaus aktiven Schlagzeuger hinter sich zu haben, der dazu noch Soloraum für sich beanspruchte. Er drohte Brubeck mit „er oder ich“, doch der Chef blieb konsequent. Morello wurde eingestellt, Desmond blieb doch, Brubeck stellte den schwarzen Bassisten Gene Wright ein, und das „klassische“ Dave Brubeck Quartett war geboren. Die Band bestand in dieser Besetzung bis 1967.
Time Out mit Take Five
Mit dem Album „Time Out“ von 1959 legte die Band die nach Miles Davis’ „Kind of Blue“ und Coltranes „A Love Supreme“ erfolgreichste Platte der Jazzgeschichte vor. Das darauf enthaltene „Take Five“ im damals im Jazz neuartigen 5/4-Takt – komponiert von Paul Desmond – ist der größte Jazz-Hit überhaupt.
Jazz für die Mittelschicht
Das Dave Brubeck Quartett erreichte mit seiner stilistisch dem Cool Jazz nahe stehenden Musik ein breites Mittelschichtpublikum. In den 60ern standen seine Platten in den Regalen bildungsbürgerlicher Haushalte. Wie so oft, war vielen Jazzpolizisten der Erfolg der Band suspekt, sie warfen Brubeck mangelhaften swing vor. Das Quartett öffnete jedoch weltweit vielen Musikinteressierten die Tür zum Jazz. Brubeck setzte sich in den USA konsequent für Integration ein, zu einer Zeit, als „gemischte“ Bands längst noch nicht üblich waren. Unbeugsam wehrte er sich dagegen, seinen schwarzen Bassisten bei Konzerten im Süden der USA auszutauschen.
Dave Brubeck wusste, was er an seinem Sideman und engen Freund Desmond hatte und beteiligte ihn mit 15 % an den Platten-Tantiemen. Paul Desmond starb 1977 im Alter von 54 an Lungenkrebs. Bis heute hat er zahllose Fans.