Django Reinhardt und Stephane Grappelli

Ein Traumpaar des Jazz

Django Reinhardt und Stephane Grappelli waren ein Traumpaar des Jazz. Gemeinsam erfanden sie in den Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Paris eine neue Spielart dieser ursprünglich rein amerikanischen Musik. Bis heute wird sie als „Gypsy Swing“ auf der ganzen Welt bevorzugt von Sinti und Roma gespielt (ein politisch korrekter Begriff dafür fand sich bis heute nicht).

Jean „Django“ Reinhardt und das Quintette du Hot Club de France

Django wurde 1910 in Belgien in eine Familie französisch-sprachiger Sinti („Manouche“) geboren. Er lernte Gitarre und Banjo spielen. 1928 erlitt er bei einem Brand in seinem Wohnwagen schwere Verletzungen. Seine linke Griffhand war fortan verkrüppelt. Auf Fotos ist gut zu sehen, dass der kleine und der Ringfinger klauenartig gelähmt waren. Django machte aus der Not eine Tugend und erarbeite völlig neue Techniken, die sein Spiel charakterisierten und unverwechselbar machten. Er setzte unter anderem rasant gespielte Tremoli oder Oktavgriffe ein. Letztere übernahm später der amerikanische Gitarrist Wes Montgomery und machte sie populär. Reinhardt war der erste europäische Jazzmusiker, der in den USA beachtet wurde und dort nachhaltigen Einfluss ausübte. 1934 gründete er mit dem Geiger Stephane Grappelli das „Quintette du Hot Club de France“ gegründet. Es war mehr oder weniger zufällig bei Jam-Sessions entstanden und bestand neben den beiden Protagonisten aus zwei Rhythmusgitarristen und einem Kontrabassisten. Der Sound und die besondere Besetzung dieser innovativen Band setzte Maßstäbe. Vor dem treibenden, unwiderstehlichen Swing der Rhythmusgruppe wechselten sich der virtuose Django und der hoffnungslos romantische Grappelli als Solisten ab.

Grappelli – Grandseigneur der Jazzgeige

Grappelli, 1908 geboren, hatte autodidaktisch Klavier und Geige gelernt und die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium bestanden, ohne jemals formalen Unterricht gehabt zu haben. Anders als Django, der funktionaler Analphabet war, keine Noten lesen konnte und exzessiv das Leben eines Bohemiens pflegte, war Grappelli ein kultivierter, gebildeter und hart arbeitender Mann. Wenn die beiden auch musikalisch ideal zusammen passten: Die Extravaganzen und die Unzuverlässigkeit des Gitarrenstars waren Grappelli zuwider, weshalb die Zusammenarbeit mehrfach zu scheitern drohte. Tatsächlich fiel das Quintette auseinander, als sich die Band bei Ausbruch des 2. Weltkriegs in England aufhielt, Grappelli in London blieb und die anderen Musiker nach Frankreich zurückkehrten. Grappelli verbrachte die Kriegsjahre in England, Django gelang es glücklicherweise durch seine große Popularität und durch die Protektion des deutschen Besatzungsoffiziers Dietrich Schulz-Köhn zu überleben.

Bis Anfang der Fünfziger machten Django und Grappelli immer wieder gemeinsame Aufnahmen, ohne das legendäre Quintette als stehende Band wiederzubeleben. Django bewegte sich in Richtung Bebop und stieg von der akustischen auf die elektrische Gitarre um. Leider wissen wir nicht, wie er sich weiter entwickelt hätte. Er starb 1953 viel zu früh an einem Gehirnschlag. Django hinterließ zahlreiche Kompositionen, die von seinen zahllosen Nachfolgern mit Inbrunst am Leben gehalten werden. Bekannte Namen sind Bireli Lagrene, das Rosenberg Trio, die Hamburger Formation Django DeLuxe oder der in unserer Region bekannte Kussi Weiss.

Auf der ganzen Welt werden jährlich „Django Reinhardt Festivals“ ausgerichtet, auf denen seine Musik gespielt wird.

Grappelli war erst unauffällig aktiv und hatte in den Siebziger Jahren ein glänzendes Comeback. Er starb 1997 und stand bis zuletzt als Grandseigneur der Jazzgeige auf den Bühnen dieser Erde.

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