Ekkehard Jost
Ekkehard Jost (*1938 in Breslau, gest. 2017 in Marburg) bleibt neben seiner Arbeit als Baritonsaxophonist vor allem als immens bedeutsamer Musikwissenschaftler in Erinnerung. Er lehrte als Professor für Systematische Musikwissenschaft an der Universität Gießen. Seine Habilitationsschrift über „Free Jazz“ aus dem Jahr 1973 wurde schnell zu einem Standardwerk dieser damals noch recht jungen Jazzform. Weitere Bücher, die besonders die sozialgeschichtliche Seite des Jazz in den USA und Europa beleuchteten, folgten. Diese Werke sind gut lesbar und unverzichtbar für alle, die dem Jazz und seiner Rezeption wirklich auf den Grund gehen wollen.
Als Musiker begann er in den 50ern mit Hard Bop und wandte sich in den 60er Jahren dem freien Jazz zu. Dabei arbeitete er unter anderem mit Tony Oxley, Dieter Glawischnig, Peter Brötzmann oder Günter „Baby“ Sommer zusammen. 1973 gründete er die bedeutende Free-Jazz-Band „Grumpff“. 1975 – in der Zeit, als sich überall, auch in Braunschweig, Jazzinitiativen bildeten – brachte er die Jazzinitiative Gießen auf den Weg.
Er trat als Komponist hervor, gründete ein eigenes Plattenlabel und experimentierte mit der Verbindung europäischer Liedformen und Jazz. Seine Musik bezeichnete er als „kompositorisch gebändigten Free Jazz“.
Außerdem veranstaltete dieser überaus umtriebige und dazu noch streitbare Mann Konzerte und Musikreihen. Er war einer der produktivsten Vermittler des Jazz in Deutschland.