Juni 2025

Günter „Baby“ Sommer

Günter "

Der freie Jazz hat seinen Schlagzeugern völlig neue Möglichkeiten verschafft. Befreit von ihrer Rolle als (despektierlich gesagt) Rhythmus-Knechte konnten sie nun mit einem Instrumentarium, das weit über das allgemein übliche Schlagwerk hinausging, bisher im Jazz ungehörte Sounds erzeugen. Man denke nur an den Niederländer Han Bennink, der mit einem Fuchsschwanz – also einer Säge – den Bühnenbrettern zu Leibe rückte. Günter „Baby“ Sommer, 1943 in Dresden geboren, ist einer der großen Free-Schlagzeuger, der es mit seiner Kunst schafft, ein Publikum in Solo-Konzerten zu fesseln.

Sommer, dessen Spitzname sich vom legendären New Orleans-Drummer Baby Dodds herleitet, studierte von 1962 bis 1966 an der Musikhochschule Dresden. In dieser Zeit spielte erst als Amateur Hard Bop, später professionell in den Bands von Klaus Lenz und Friedhelm Schönfeld, außerdem bei „Synopsis“, dem „Manfred-Ludwig-Sextett“ und dem „Ernst-Ludwig-Petrowski-Trio“. Sommer trat auch in Duo-Konstellationen auf, so wiederholt mit dem Kirchen-Organisten Hans-Günther Wauer.

Internationale Begegnungen gab es mit Cecil Taylor oder Leo Smith. Sommer ist einer der innovativsten Schlagzeuger überhaupt. Er erweiterte sein Set um Orgelpfeifen, die mit Tretpumpen zum Tönen gebracht werden, um Gongs, Glocken und Gegenstände des täglichen Lebens. Seine Instrumente und seine Kunst bringt Sommer gern in literarische Projekte ein. Mit Günter Grass legte er Hörwerke zur „Blechtrommel“ oder zur „Rättin“ vor. Seine Perkussion schmückt Hörspielproduktionen.

Er ist auf knapp 140 Tonträgern zu hören. 2023 erhielt er den Deutschen Jazzpreis.

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