März 2025

Ernst-Ludwig Petrowsky

Selbst in Zeiten, als man im Westen nur wenig über den Jazz in der DDR wusste, kannte man den Namen des Saxophonisten und Klarinettisten Ernst-Ludwig Petrowsky. „Luten“, wie er genannt wurde, war die zentrale Figur des DDR-Jazz, fast so etwas wie ein Übervater. Insofern kam er der Bedeutung gleich, die Albert Mangelsdorff im Westen hatte.

1933 in Güstrow geboren, lernte er erst Geige, um sich später seine Meisterschaft als Holzbläser autodidaktisch anzueignen. Ein 1956 begonnenes Studium an der Musikhochschule in Weimar, brach er nach zwei Jahren ab. Danach spielte er in den verschiedenen Jazz- und Tanzmusikbesetzungen von Eberhard Weise. Mit Manfred Schulze stellte er nach 1962 das „Manfred Ludwig Sextett“ zusammen, das acht Jahre lang bestand. Mit dieser Band spielte er mit einem an Cannonball Adderley erinnernden Ton am Altsaxophon vorwiegend Hard Bop. Danach wandte er sich den freien Spielformen des Jazz zu. Mit der legendären Free-Band „Synopsis“ arbeitete er in den Siebzigern und wurde Mitglied des „Ulrich Gumpert Workshops“.

Luten bildete fortan den Kopf verschiedener Projekte mit allen bekannten Musikern der freien Szene. Außerdem spielte er in internationalen Formationen wie dem von Ali Haurand organisierten „European Jazz Ensemble“, dem „Globe Unity Orchestra“ oder der „George Gruntz Concert Jazz Band“. Mit seinem emotionalen Spiel, seinem heiseren Sound und seinem Ideenreichtum avancierte er zu einem auf der ganzen Welt geschätzten und bewunderten Musiker.

Der Fall der Mauer 1989 verschaffte ihm und seinen DDR-Musikerkollegen eine Unzahl von Möglichkeiten, mit anderen Künstlern der internationalen Jazzwelt zu kooperieren.

Seit 1982 war er mit der bedeutenden Sängerin Uschi Brüning verheiratet. Zusammen bildeten sie auch eine musikalische Gemeinschaft.

Noch im hohen Alter traf der unermüdliche Petrowsky im Trio „Old New Luten Trio“ mit jungen Musikern der deutschen Szene zusammen. Dabei entstanden preisgekrönte Aufnahmen.

Apropos Preise: Davon heimste er einige ein. Er erhielt 1997 den „Albert-Mangelsdorff-Preis“ und 2022 den „Deutschen Jazzpreis“ für sein Lebenswerk.

Dieser an fast 130 Aufnahmen beteiligte große Mann des deutschen Jazz starb 2023.

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