Nils Wogram
Der Posaunist Nils Wogram (*1972 in Braunschweig) gehört im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Musiker zur jüngeren Generation des deutschen Jazz. Mit vielen von ihnen spielt und spielte er zusammen. Er ist ein überaus vielbeschäftigter Musiker, sowohl in eigenen Projekten, als auch als Sideman bei Kollegen oder Solist bei den großen Radio Big Bands, mit denen er eigene Kompositionen aufführt. Er spielt mit virtuoser Technik und einem immensen Gefühl für swing. Wogram ist fest verwurzelt in der Tradition des modernen Jazz und dabei immer bereit, alle Freiheiten zu nutzen, die die improvisierte Musik bietet. Ihn als einen der führenden Posaunisten des Jazz überhaupt zu bezeichnen, ist keine Übertreibung.
Der Sohn des sehr fähigen und vielseitigen Amateurposaunisten Klaus Wogram (einem Fan von Kai Winding und J. J. Johnson) wuchs in der Region Braunschweig auf. Nils lernte sowohl klassische als auch Jazz-Posaune. Als Jugendlicher war er Mitglied des Bundesjugendjazzorchesters unter Leitung von Peter Herbolzheimer. Mit einem Stipendium ausgestattet, studierte er von 1992 bis 1994 an der New School in New York Posaune und Komposition bei namhaften Lehrern; hier seien nur die Posaunisten Steve Turre, Jiggs Whigham, Conrad Herwig, Jimmy Knepper und Slide Hampton genannt. In Köln beendete er 1999 sein Studium. Selbst lehrte Wogram an der Musikhochschule Hannover und aktuell an der Hochschule Luzern in der Schweiz, wo er mit seiner Familie lebt.
Anders als oft im Jazz, in dem Formationen ständig ihr Personal wechseln, ist Nils Wogram davon überzeugt, dass „working bands“, die über Jahre zusammen spielen, die beste Musik erzeugten. Er unterhält deshalb seine Bands über lange Zeiträume, zum Beispiel „Root 70“ seit 2000, „Nolstalgia“ seit 2004, sein Septett ebenfalls seit 2004 und die Posaunenband „Vertigo Trombone Quartet“ seit 2012. Neuerdings tritt Wogram mit einer weiteren Gruppe namens „Muse“ auf, einem Quartett mit seinem langjährigen Partner Hayden Chisholm (Altsaxophon), dem Geiger Gareth Lubbe und der Harfenistin Kathrin Pechlof: Ein traumhaftes musikalisches Abenteuer zwischen Jazz, Klassik und neuer Musik. Wenn Wogram und Chisholm gemeinsam Obertongesang praktizieren, kommen noch folkloristische Elemente hinzu. Hinreißend.
Nils Wogram hat als Sideman an zahlreichen Aufnahmen teilgenommen. Unter eigenen Namen gibt es etwa 30 Platten von ihm; viele davon sind auf seinem eigenen Label „nwog“ erschienen. Er erhielt einige Preise, darunter den renommierten „Albert-Mangelsdorff-Preis“ 2013.
Wir Braunschweiger freuen uns, dass er immer wieder musikalische Stippvisiten in seiner Heimat macht, um seine Bandprojekte zu präsentieren oder mit alten Mitstreitern zu jammen. Dieser sympathische, jungenhafte Mann ist ein wunderbarer Musiker.